Ostdeutschland und Westdeutschland soll man ja nicht mehr sagen, Wessis und Ossis gibt es ja auch nicht mehr. Also besser die neuen Bundesländer und die gebrauchten. Oder heißt es die alten? Egal.
Worum es mir geht, ist etwas ganz anderes, etwas Alltägliches. Es geht um die Uhr. Fast jeder hat eine und sie zeigt innerhalb Deutschland überall das gleiche an. Spätestens wenn jemand „aus`m Westen“ einen von “Drüben“ fragt, wie spät es denn ist, kommt es zu argen Verständigungsproblemen. Warum? Der Westen unterschlägt 1/4 des Kreises!!! Oder besser: Er nutzt nur ein Viertel und die Hälfte!
Null Ahnung worum es geht? Dann fang ich am besten am Anfang an bevor ich mit der zweiten Hälfte der Viertel-Misere fortfahre.
Meine Tochter lernt gerade die Uhr. In den Lehrbüchern wird nach der „westdeutschen Methode“ gelehrt. Das heißt: Es gibt viertel vor, viertel nach, halb und um. Nach der „ostdeutschen Methode“ gibt es aber: viertel, halb, dreiviertel und um.
Treffen nun die zwei deutschen Völker aufeinander gibt es arge Probleme. Denn wenn sich der Sachse mit dem Hessen um dreiviertel 3 am Zug treffen will, dann versteht der Hesse nur Bahnhof. Wenn der Hesse sich aber um viertel vor drei mit dem Sachsen treffen will, dann ist der Sachse pünktlich dreiviertel vor Ort.
Ich möchte daher heute unseren Mitbürgern aus den angestaubten Bundesländern erklären, wie das mit der Uhr so richtig funktioniert.
Es ist ganz einfach, keine Angst.
Die Uhr ist ja grundsätzlich rund. Ein Kreis. Wenn man diesen Kreis vor sich liegend von oben nach unten genau in der Mitte durchschneidet (quasi halbiert), dann habe ich zwei Hälften. Auf einer Uhr wäre der Punkt an dem ich mit dem Messer am Ende vom Kreis angelangt bin „Halb“. Eine Stunde (60 min) halbiert sind gleich 30 Minuten. Wenn wir nun eine Hälfte (von der wir wissen das es 30 Minuten sind) erneut halbieren haben wir aus der Hälfte 2 Viertel gemacht von jeweils 15 Minuten. In Brüchen 2/4 = ½. Oder 15 min + 15 min = 30 min = ½ Stunde. Viertel ist auf der Uhr bei der Stunde 3. Halb bei der Stunde 6. Und jetzt gehen wir auf die Suche nach „dreiviertel“.
Wenn wir den Kreis in genau 4 Teile geteilt haben, haben wir insgesamt 4/4. Ein Viertel entspricht jeweils einer Dauer von 15 Minuten. 2 Viertel (oder gleich ½) entsprechen 30 Minuten. Und der aufmerksame Leser kann es sich schon fast denken – 3 Viertel sind insgesamt 45 Minuten. Der gemeine Ostmensch hat also den Uhrenkreis einfach in 15 Minuten Schritte unterteilt. Viertel, Halb, Dreiviertel, Um. Klingt erstmal logisch oder?
So, weiter geht es. Lektion 2 – zu den Minuten kommen die Stunden hinzu. Wenn eine Uhr um 2 anzeigt so ist das in West und Ost von der Aussprache her gleich.
Jetzt wandert der Minutenzeiger 15 Minuten weiter. West: Viertel nach 2. Ost: Viertel 3. Warum die 3? Nun es ist das 1. Viertel der 3. Stunde angebrochen. Logisch, gell? Halb überspringen wir und kommen zu dreiviertel. Ok, jetzt ganz ruhig. Konzentrieren! Nach 45 Minuten ist es im Westen Viertel vor 3. Im Osten ist es dreiviertel 3. 2 Aussagen, aber beide sind richtig. Wenn wir den gevierteilten Kreis zu Grunde legen wird es deutlicher. Es sind 3 Viertel der 3. Stunde vergangen. Oder was auch stimmt: es ist noch eine Viertelstunde bis um (3). Beide Zeitansagen gehen vom gleichen Prinzip aus. Nur die Nennung ist anders. Und wenn man ehrlich ist, sind beide recht leicht zu verstehen.
Ich persönlich finde ja die Methode mit der ¾ Stunde besser. Warum? Ganz einfach. Ein „vor“ oder „nach“ wird in den meisten Dialekten recht schnell verschluckt. Und wenn man dann ne halbe Stunde warten muss oder zu spät kommt, ist das schon relativ doof. Im Osten kann das nicht passieren da hat jeder Viertelstundenabschnitt seinen eigenen Namen.
Gar nicht mal so schlecht, gell?
Und wieder etwas für die Völkerverständigung getan!